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Gründerzeit-Juwel wird revitalisiert: Interview mit Florian Matzker von O&O Baukunst

Florian Matzker und Markus Penell, Geschäftsführer O&O Baukunst, Gesellschaft von Architekten | BERLINboxx

Image and text source: BerlinBoxx Business Magazine.

BERLINboxx: Direkt am Treptower Park schlummert das Gründerzeit-Ensemble Schuckert-Höfe vor sich hin, welches von den HighBrook Investors und der BATO Group zu einem neuen Leben erweckt werden soll Der Projektentwickler BATO Group hat Ihr Büro mit der Planung beauftragt. Was ist das Besondere an diesem historischen Ort?

Florian Matzker: Herausfordernd an diesem Bauprojekt ist die Komplexität. Die Zusammenführung von alt und neu, also denkmalgeschützten Bestandsbauten und einer zeitgemäßen Architektur zu einem lebenswerten Quartier mit verschiedenen Funktionen. Dabei ist es uns wichtig, mit einem Projektentwickler zusammenzuarbeiten, der unsere Vision teilt und der wie wir den historischen Aspekt wertzuschätzen weiß.

BERLINboxx: Welche Funktionen sind das?

Florian Matzker: Die BATO Group plant hier einen vielfältigen Campus mit Büros, Community-Flächen, Bildungseinrichtungen, Kunst, Gastronomie und sogar einer Sporthalle. Der Campus soll nicht nur offen für die Mieter sein, sondern auch für die Nachbarschaft. Ein derartiges Angebot ist in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für Treptow.

BERLINboxx: Wie kann ein offenes Quartier baulich erreicht werden und welche Struktur finden Sie vor?

Florian Matzker: Die Durchwegung ist der Schlüssel für die Offenheit und die Durchlässigkeit des Areals. So planen wir zusätzliche Wege innerhalb des Quartiers und zusätzliche Öffnungen straßenseitig. Das schafft Bewegungsmöglichkeiten und damit eine Erlebbarkeit, die Kommunikation fördert. Die heterogene Bausubstanz ist strukturiert durch ein System von Höfen, das wir erweitern und in eine räumliche Struktur offen miteinander verbundener Platzräume überführen. Der älteste Teil sind die beeindruckende denkmalgeschützte Maschinenhalle und weitere Bestandsgebäude, die wir erhalten und aufwendig sanieren. Direkt an der Straße steht die alte Villa, die Teil der alten Berliner Gewerbeausstellung von 1896 war und die wir in ihrem architektonischen Glanz erhalten. Sichtbares Wahrzeichen ist der Schornstein, der als Symbol für die Industrialisierung Berlins stehen wird.

BERLINboxx: Wie wollen Sie die historischen Gebäude mit der Neuplanung in Einklang bringen?

Florian Matzker: Das Neue wird das Alte nicht dominieren, sondern in einer wertschätzenden Weise ergänzen. Die Herausforderung für uns als Architekten ist, eine harmonische Balance zu finden. Das ist eine intuitive Auseinandersetzung, für die O&O Baukunst bekannt ist und profunde Erfahrung hat. Wir erstreben, eine strukturelle Klarheit entstehen zu lassen. Die verschiedenen Einzelbausteine wie Denkmal, Höfe, Neubau, Infrastruktur müssen zueinander gefügt werden. Jedes Denkmal ist dabei ein Einzelfall. Die Fragmente der Höfe werden weiterentwickelt, und jeder Hof wird sein eigenes Thema bekommen. Wir eröffnen neue und alte Passagen, doch die Grammatik des Alten, die Schichtung, die dekorativen Elemente werden aufgenommen und finden sich wieder in den Neubauten.

BERLINboxx: Wie kann man sich das vorstellen?

Florian Matzker: Ein Beispiel: In der alten Maschinenhalle finden Sie über den Ziegeln Keramikabdeckungen mit glasierter Keramik. Das wird übersetzt in die neue Planung. So bringen wir die Materialität in einen Dialog, zum Beispiel durch Keramikfassaden bei den Neubauten. Ziegel und Keramik sind ja gebrannte Materialien und wichtige Elemente in einer Materialvielfalt, die wir anstreben.

BERLINboxx: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt?

Florian Matzker: Wir arbeiten in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt und stehen in einem konstruktiven Dialog. Wir respektieren die Schutzwürdigkeit der Denkmale und diskutieren jedes Detail bis hin zur Farbgebung der Fassaden. Wir respektieren auch die Traufhöhe des Bestands, nehmen die Kanten genau auf und setzen so die ursprüngliche Maßstäblichkeit fort.

BERLINboxx: Wie steht es mit der Nachhaltigkeit und Ökologie im Projekt?

Florian Matzker: Der Biotopflächenfaktor ist hoch. Wir planen Biomasse im Objekt und extensiv begrünte Dächer. Die Energieversorgung ist ganz auf nachhaltige und regenerative Energien ausgerichtet, zum Beispiel durch die Verwendung von Wärmesonden mit Photovoltaik. Dabei berücksichtigen wir die Anforderungen der Denkmalpflege mit der Abwägung, wieviel Grün verträglich ist im Objekt. Auch die bestehenden, zum Teil alten Bäume integrieren wir und gehen sogar mit den Gebäuden zurück, wenn der Baumwuchs das erfordert. Auch die Tiefgarage halten wir sehr kompakt zugunsten der Versickerungsflächen. Was ökologisch sinnvoll ist, wird auch umgesetzt. Für die neuen Gebäude streben wir eine LEED-Platin-Zertifizierung an.

BERLINboxx: Wie ist der Stand der Planung und wann rechnen Sie mit der Fertigstellung der revitalisierten Schuckert-Höfe?

Florian Matzker: Soeben ist der Bauantrag für den Neubau eingereicht worden. Mit der Gesamtfertigstellung rechnen wir 2026.

BERLINboxx: Herr Matzker, wir danken Ihnen für das Gespräch.

O&O Baukunst

Das Architekturbüro Ortner und Ortner Baukunst wurde 1987 von Manfred Ortner und Laurids Ortner in Düsseldorf gegründet. Bereits kurz nach der Gründung hatte „O&O Baukunst“ den Wettbewerb um das neue Museumsquartier in Wien gewonnen. Danach folgten so renommierte Projekte wie die Sächsische Landesbibliothek in Dresden, das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und das Citytower-Hochhaus in Wien. In Berlin entwickelt gegenwärtig „O&O Baukunst“ unter anderem das Projekt Urbane Mitte Am Gleisdreieck soweie die Schuckert-Höfe in Berlin-Treptow.

Source: BerlinBoxx Business Magazine.